Dank der hervorragenden Vorbereitung durch unsere Unterstützer, die im Vorfeld fleißig die Werbetrommel gerührt und Flyer verteilt haben, begann das erste RepairCafé in Gruna mit einem gewaltigen Besucherandrang. Zahlreiche Leute hatten sich bereits vor dem offiziellen Start im Streetwork-Büro "Sofa9" eingefunden und warteten darauf, dass es endlich losgehen konnte. Neben Vielen, die etwas zu Reparieren dabeihatten, waren auch einige Interessierte aus der Nachbarschaft gekommen, die sich über unsere Reparaturinitiative informieren wollten. Und so gab es für uns acht Aktive an diesem Abend alle Hände voll zu tun.
Eine Bohrmaschine aus den 70er Jahren (!) litt an einem nicht ganz ungefährlichen Kabelbruch. Beim Einschalten und im Betrieb kam es an der Bruchstelle zur Funkenbildung. Die Zuleitung wurde daher eingekürzt und neu angeschlossen, sodass die Maschine nun wieder problemlos und sicher benutzt werden kann.
Auf den Namen „MultiMax“ hörte der elektrischer Fensterreiniger, den unsere nächste Besucherin mitbrachte. Anders als bei bekannten Dampfreinigern erfolgt die Reinigung bei diesem Gerät mit einem feuchten Tuch, welches auf eine beheizbare Metallplatte gespannt wird, sodass der Dampf direkt vor Ort entsteht. In diesem Fall jedoch blieb das Heizelement gänzlich kalt. Nach dem Öffnen des vernieteten Gehäuses konnte mithilfe einer Durchgangsprüfung eine kaputte Temperatursicherung als Ursache ausfindig gemacht werden. Passender Ersatz war schnell beschafft und eingebaut. Ein anschließender Test bestätigte, dass die Heizplatte nun wieder warm wurde, sodass das Gerät von seiner glücklichen Besitzerin zusammengebaut werden konnte.
Einen recht typischen Fehlerfall konnten wir bei einem Tesla "B-730" Spulentonbandgerät diagnostizieren. Der Spulenantrieb dieses Liebhaberstückes bewegte sich aufgrund eines ausgeleierten Antriebsriemens nicht mehr. Da kein Ersatzriemen mit passender Länge vorrätig war, will der Besitzer nun einen Neuen beschaffen.
Die Besitzerin eines Smartphones mit „Windows Phone“-Betriebssystem benötigte Hilfe bei der Installation einer Messenger-App. Wir halfen ihr bei der Einrichtung des hierfür erforderlichen Microsoft-Kontos und installierten und konfigurierten mit ihr das neue Programm.
Ein eigenartiges Verhalten legte ein „HP DeskJet“-Tintenstrahldrucker an den Tag: er druckte lediglich eine Seite und signalisierte anschließend einen Papierstau. Bis auf eine fehlende Farbpatrone konnten wir allerdings keinerlei Fehler entdecken. Wir vermuten, dass die Patrone bei diesem Gerät benötigt wird, damit die Mechanik problemlos funktioniert. Der Gast will nun einen erneuten Druckversuch mit einer farbigen Patrone unternehmen und schauen, ob die Fehlermeldung danach noch auftritt.
Der CD-Player einer „CMT NEZ5“ HiFi-Kompaktanlage von Sony tat sich mit den Jahren zunehmend schwerer beim Lesen der ihm anvertrauten Silberlinge. Selbst gut erhaltenen Original-CDs wurden, wenn überhaupt, nur unzuverlässig erkannt. Wir öffneten das Gerät und versuchten es zunächst mit einer gründlichen Säuberung des Player-Innenlebens. Leider konnten wir mit unseren „Standard-Tricks“ - einer Reinigung der Linsenoptik mit Isopropanol sowie dem Ausblasen von Staub und Schmutz mittels Druckluft - nur wenig ausrichten. Ein positiver Effekt schien sich nur kurz abzuzeichnen und war nicht von Dauer, weshalb wir außerdem die Laserleistung vorsichtig nachzujustieren versuchten. Letztlich brachten unsere Bemühungen aber doch nicht den gewünschten Erfolg. Aufgrund der schon fortgeschrittenen Zeit brachen wir daher die Fehlersuche ab. Die Anlage wird wohl weiterhin nur zur Radio- und Kassettenwiedergabe nutzbar bleiben.
In den vorzeitigen Ruhestand verabschiedet hatte sich scheinbar eine Bosch „CSB 650-2RE“ Schlagbohrmaschine. Sie verweigerte sich stur jeglichem Arbeitseinsatz und zeigte beim Einschalten keine Funktion mehr. Im Verdacht stand daher zunächst ein Kabelbruch oder Kontaktproblem. Aber auch ein defekter Schalter schien als Ursache dieses Fehlerbildes nicht unwahrscheinlich, da diese Bauteile erfahrungsgemäß schnell verschleißen. Wir kontrollierten zuerst das Netzkabel und alle Verbindungen im Inneren und wurden schließlich bei einer Zuleitung der Statorwicklung des Elektromotors fündig. Offenbar hatte sich ein Drahtbruch an einer Stelle unter Funkenbildung zu einer handfesten Unterbrechung entwickelt und sorgte so dafür, dass der Motor komplett seinen Dienst versagte. Das Kabel war schnell repariert und ein erster Test nach dem Wiedereinbau bestätigte, dass der Bohrmaschine damit bereits wieder zu neuem Tatendrang verholfen werden konnte.
Unsere nächste Besucherin brachte uns ihre Kaffeemaschine, da diese das Wasser nur noch sporadisch erhitzte und das Aufkochen bereits viel zu früh wieder beendete. Zudem schien beim Gerät auch das Betriebslämpchen kaputt zu sein. Mit einem Durchgangsprüfer kontrollierten wir sämtliche Verbindungskabel und Kontakte, konnten hieran aber keinerlei Mängel feststellen. Der Verdacht fiel schließlich auf den eingebauten Bimetallschalter, der für das rechtzeitige Abschalten verantwortlich war und unserer Ansicht nach etwas beschädigt anmutete. Versuche der Reparatur durch leichtes Zurechtbiegen misslangen leider. Da ein geeigneter Ersatz nur schwierig aufzutreiben ist, wird dieses Gerät wohl doch auf dem Schrott landen.
An einem Raclettegrill, den ein weiterer Gast dabeihatte, konnten wir nach eingehender Prüfung keinen Defekt entdecken. Ebenso verhielt es sich bei einem Multifunktionsdrucker von Kodak, der laut Aussage seiner Besitzerin das eingelegte Papier nicht einzog. Vor Ort klappte es hingegen tadellos, sodass wir ihr empfahlen, das Gerät weiter zu beobachten und bei erneutem Auftreten des Fehlers wiederzukommen.
Mit einem Hand- und einem Standmixer wurde unser nächster Besucher vorstellig. Bei Ersterem war eine beschädigte Kabelisolierung unmittelbar hinter der Knickschutztülle das Problem. Die Zuleitung wurde an jener Stelle abgeschnitten, abisoliert und neu im Gerät angeschlossen, sodass eine Benutzung nun wieder gefahrlos möglich ist. Der Standmixer hingegen litt, wie sich herausstellte, an einer defekten Thermosicherung, für die in diesem Fall jedoch kein Ersatz aufzutreiben war. Damit bleibt jenem Gerät das Schicksal der Verschrottung leider nicht erspart.
Unsere letzte Besucherin an diesem Abend berichtete von ihrem Swatch „Twinphone“, das sich ohne erkennbaren Grund auf einmal nicht mehr sehr kommunikativ zeigte. Mit dem Festnetztelefon ließen sich seit einer Weile nur noch Anrufe entgegennehmen. Nahm man dagegen den Hörer ab und wollte einen Anruf tätigen, ertönte kein Freizeichen. Unser erster Verdacht fiel auf den Gabelschalter, der gereinigt und mit etwas Kontaktspray behandelt wurde. Während der Fehlersuche fielen zudem einige Elektrolytkondensatoren mit hohem ESR-Wert auf, die wir vorsorglich tauschten. In Ermangelung eines analogen Telefonanschlusses war es uns letztlich aber nicht möglich, das Ergebnis unserer Reparaturbemühungen zu beurteilen. Die Besitzerin wird das Telefon daher zu Hause testen und später davon berichten. Wir sind gespannt und hoffen auf eine positive Rückmeldung.
Insgesamt war es ein durchweg gelungener Abend, an dem wir so manches Gerät reparieren und dadurch rund 3,5 kg Elektroschrott vermeiden konnten.
Wir möchten uns an dieser Stelle noch einmal bei allen Unterstützern bedanken, die zum Erfolg des ersten RepairCafé am neuen Standort in Gruna beigetragen haben. Vielen Dank an all jene, die beim Aufbau geholfen und Kuchen und Kekse gebacken haben. Danke ebenso für den Blumenstrauß, der als Willkommensgeschenk vorbeigebracht wurde - wir haben uns sehr über diese nette Aufmerksamkeit gefreut. Ein besonderer Dank geht natürlich auch an unsere Mitstreiter vom Sigus e.V. und die Organisatoren des Streetwork-Büros für ihre tatkräftige Unterstützung. Wir freuen uns schon jetzt auf den nächsten Termin im „Sofa9“, zu dem es sicher wieder viel zu tun geben wird.